Seit dem 16. Jahrhundert wurde Piraterie im Mittelmeer zu einem immer größeren Problem für Handelsschiffe. Die zumeist muslimischen Piraten, sogenannte Barbaresken-Korsaren, überfielen nicht nur Küstenstädte im Mittelmeer, sondern führten Raubzüge bis in den Atlantik durch. Der wirtschaftliche Schaden war immens, nicht zuletzt auch durch den Verlust von Schiffen und deren Ladungen. Zudem wurden Tausende von Seeleuten und Zivilisten in die Sklaverei verschleppt, aus der sie sich nur durch Lösegeld freikaufen konnten. In hansischen Städten wie Hamburg oder Lübeck versuchten Einrichtungen wie die Schiffergesellschaften die Gelder aufzubringen, doch stießen sie bei den geforderten hohen Summen an ihre Grenzen.
Schließlich gründeten einige Hansestädte im 17. Jahrhundert sogenannte Sklavenkassen, aus denen das Lösegeld für verschleppte christliche Seefahrer aufgebracht werden sollte. Hamburg richtete 1624 die erste dieser Kassen ein, wenige Jahre später folgte Lübeck: 1627 vom Rat der Stadt angeordnet, nahm sie am 8. Mai 1629 ihren Betrieb auf. Nicht nur wurde pro Schiff, das den Hafen in Richtung Westen verließ, eine Abgabe fällig, deren Höhe von dem Risiko im jeweiligen Zielgebiet abhängig war. Auch Kapitän und Mannschaft zahlten – gestaffelt nach Rang – einen Betrag in die Kasse ein. Tausende gefangene Seeleute konnten so bis ins 19. Jahrhundert freigekauft werden, in Lübeck zuletzt im Jahr 1805.