7000 Einwohner umfasste Konstanz Anfang des 15. Jahrhunderts – in den vier Jahren, die das Konstanzer Konzil dauern sollte, kamen noch gut 70 000 Menschen dazu. Bereits Ende Oktober des Jahres 1414 richteten sich die Augen der Christenheit auf die Stadt am Bodensee, als Papst Johannes XXIII. prunkvoll in Konstanz einzog. Am 5. November 1414 eröffnete er im Münster der Stadt im Rahmen einer Messe feierlich die von König Sigismund initiierte Kirchenversammlung. Diese hatte sich zum Ziel gesetzt, das seit 1378 bestehende Abendländische Schisma zu überwinden. Es galt, drei Päpste abzusetzen und einen neuen zu wählen. Wichtige Reformen von Kirche und Reich sollten angestoßen, aktuelle Glaubensfragen, darunter die angebliche Häresie des böhmischen Reformators Jan Hus, verhandelt werden – man hatte sich viel vorgenommen.
Während Kardinäle, Bischöfe, Äbte, Weltpriester und Universitätsgelehrte die folgenden vier Jahre im Konstanzer Münster tagten und ausufernd diskutierten, versuchten die Bewohner der Stadt ebenso wie ausländische Händler und Handwerker, am Strom der internationalen geistlichen und weltlichen Gesandten mitsamt deren Tross zu verdienen. Sie sorgten für die aufwendige Verpflegung und Unterbringung der Gäste und boten ihnen Unterhaltung und Kurzweil. Die Stadt Konstanz wurde so über die Jahre Gastgeberin von zahlreichen Ritterturnieren, von Spielleuten, von Glücksspiel und einer Vielzahl weiterer weltlicher Freuden.