Richard Löwenherz galt vor allem in der Literatur lange als Inbegriff eines idealen hochmittelalterlichen Ritters und Herrschers, obwohl seine zehnjährige Herrschaft von Krisen und Misserfolgen geprägt war. Den englischen Thron erlangte der Sohn Eleonores von Aquitanien erst nach jahrelangen massiven Auseinandersetzungen mit seinem Vater, König Heinrich II. Nichts davon sollte zu spüren sein, als Richard am 3. September 1189 in Westminster Abbey gekrönt und gesalbt wurde. Unter dem Jubel der Anwesenden zog er an diesem Tag in einer feierlichen Prozession in die Kirche ein, gefolgt von zahlreichen Adligen, Klerikern und einfacherem Volk. Am Hauptaltar reichte er selbst die schwere Krone dem Erzbischof von Canterbury, der sie ihm schließlich auf sein Haupt setzte.
Das sich anschließende Festbankett war zweifellos ein Höhepunkt höfisch-ritterlicher Kultur und Prachtentfaltung. Und doch blieb das Ereignis tragisch überschattet: Vertreter der jüdischen Gemeinde, die dem neuen König Geschenke überbringen wollten, wurden von Angehörigen des Hofs brutal geschlagen und verjagt, was sich zu gewaltsamen Pogromen der Londoner gegen die jüdische Bevölkerung auswuchs. Wütend ließ Richard die Schuldigen bestrafen, war dies doch alles andere als ein guter Auftakt für seine Regentschaft. Will uns der Chronist deshalb rückblickend wissen lassen, dass Richard bei der Krönungszeremonie eine Fledermaus um den Kopf flatterte und unheimliches Glockengeläut zu hören war – womöglich als böses Omen für seine Herrschaft?