Die Zeit des englischen Bürgerkriegs brachte eine Flut an Schriften mit sich, die den Markt förmlich überschwemmten. Um proroyalistische Propaganda, radikale Ideen und Kritik an der eigenen Politik gar nicht erst in Umlauf kommen zu lassen, verabschiedete das Parlament 1643 ein Gesetz, das die staatliche Vorzensur vor der Publikation einführte. Mit der „Licensing Order“ konnten nicht nur Autoren, Drucker und Händler registriert, sondern jeder, der Werke anstößigen Inhalts zu verbreiten suchte, auch inhaftiert werden.
Der englische Schriftsteller und politische Denker John Milton, ein Anhänger Oliver Cromwells, stand der puritanischen Revolution zwar positiv gegenüber, die Praxis der Vorzensur jedoch lehnte er entschieden ab. Am 23. November publizierte er den Traktat „Areopagitica“, mit dem er sich direkt an das Parlament wandte. Eine Vorzensur, so argumentierte er, stünde der Verbreitung der Wahrheit entgegen. Milton zeigte sich überzeugt, dass sich die Wahrheit durch kritische Auseinandersetzung mit kontroversen Positionen immer durchsetzen werde. Das Verbot unliebsamer Bücher hingegen würde deren Verbreitung ohnehin nicht verhindern. Das Parlament zeigte sich von Miltons Schrift unbeeindruckt. Wieder einmal hatte der Denker Ideen zu Papier gebracht, die seiner Zeit voraus schienen. Umso mehr Eindruck hinterließ „Areopagitica“, dessen Titel auf ein gleichnamiges Werk von Isokrates zurückgeht, bei Staatsphilosophen und Aufklärern. Die Vorzensur wurde schließlich im Jahr 1695 abgeschafft.