Im 18. Jahrhundert erlebten Geheimgesellschaften eine Blütezeit. Gerade die Illuminaten mit ihrem angeblichen Streben nach der Weltherrschaft liefern bis heute Stoff für Verschwörungstheorien. Dabei waren sie, als der Philosoph Adam Weishaupt den Geheimbund 1776 an der Universität Ingolstadt ins Leben rief, kaum mehr als ein intellektueller Lesezirkel. Und dennoch barg der Bund politische Sprengkraft. Die Illuminaten planten zwar keine Revolution, aber sie wollten im Sinn der Aufklärung die Herrschaft von Menschen über Menschen abschaffen: „Fürsten und Nationen werden ohne Gewalttätigkeit von der Erde verschwinden“, träumte Weishaupt von einer aufklärerisch gebildeten Gesellschaft, in der die Vernunft regierte.
Was revolutionär klang, ging über Worte nicht hinaus. Dennoch fanden sich Mitglieder des Illuminatenordens bald in zentralen Stellen von Staat und Gesellschaft. Während sich der rasch wachsende Orden schon nach wenigen Jahren in internen Richtungskämpfen verlor, alarmierte seine schiere Existenz die bayerische Obrigkeit: Solche aufklärerischen Ideen bedrohten in ihren Augen die Existenz des absolutistischen Staates. Kurfürst Karl Theodor von Bayern reagierte am 22. Juni 1784 mit einem Dekret, das alle „Communitäten, Gesellschaften und Verbindungen“ verbot, sofern sie ohne Erlaubnis des Kurfürsten gegründet worden waren. Der Illuminatenorden verschwand und lebte nur noch in der Phantasie von Romanautoren fort.