Das Ende des Russisch-Osmanischen Krieges leitete 1878 für Bulgarien eine neue Ära ein. Nach einem halben Jahrtausend osmanischer Herrschaft stand das Land vor der Herausforderung, unter russischer Leitung eine eigene Verfassung zu entwickeln. Am 22. Februar 1879 trat in Tarnowo die erste Nationalversammlung zusammen. Sie bestand aus 229 Mitgliedern, darunter direkt vom Volk gewählte Vertreter, und hatte die Aufgabe, die künftige politische und gesellschaftliche Struktur des Landes zu definieren. Die Nationalversammlung war sich der Bedeutung ihres Mandats bewusst und zielte darauf ab, ein freies und unabhängiges Bulgarien zu formen. Die Mitglieder entwarfen eine autonome konstitutionelle Monarchie, in der das Parlament aus vom Volk gewählten Abgeordneten, Vertretern des Staatsapparats und vom Fürsten ernannten Mitgliedern bestand.
Die Verfassung, die bis 1947 in Kraft bleiben sollte, war für ihre Zeit bemerkenswert fortschrittlich. Sie garantierte grundlegende Rechte und Freiheiten – zumindest für männliche Bürger – und legte die Gewaltenteilung fest. Mit der Wahl Alexanders I. von Battenberg zum ersten Fürsten Bulgariens wurde im Jahr 1879 zudem ein weiterer Meilenstein der bulgarischen Unabhängigkeit gesetzt. Seine Regierungszeit trug maßgeblich zur Etablierung moderner Verwaltungsstrukturen bei und stärkte die nationale Souveränität. Diese Ereignisse bildeten das Fundament für das moderne Bulgarien und prägten die Entwicklung des Landes nachhaltig.