„Warum hat Deutschland noch kein großes öffentliches Seebad?“, fragte der Göttinger Philosoph Georg Christoph Lichtenberg
Ende des 18. Jahrhunderts in einem Essay. Seebäder hatte er zuvor im englischen Margate und in Deal kennengelernt, und
genau so eines wollte er nun auch in Preußen errichten. In Rostock erfuhr Samuel Gottlob Vogel, Leibarzt des Großherzogs von Mecklenburg, von diesen Plänen. Vogel, ebenso Verfechter „der heilsamen Wirkung des Badens im Seewasser in
sehr vielen Schwachheiten und Kränklichkeiten des Körpers“, wollte Lichtenberg zuvorkommen und machte sich bei Großherzog Friedrich Franz I. von Mecklenburg für die Idee eines Seebads an der Ostsee stark.
Tatsächlich beschloss dieser sogleich die Errichtung eines solchen: Am 21. September 1793 wurde das Seebad Heiligendamm gegründet. An diesem Tag stieg nicht nur Geheimrat von Flotow, sondern auch Großherzog Friedrich Franz höchstselbst mitsamt seinen Kammerherren in das erfrischende Nass der Ostsee. Damit gab er den Startschuss für den Ausbau Heiligendamms und Bad Doberans zu einem mondänen Seebad, das zum Treffpunkt des europäischen Hochadels werden sollte. Die einfachen Schuppen, in denen die ersten Bäder verabreicht wurden, wichen schnell richtigen Badehäusern, dazu kamen repräsentative Logier- und Gesellschaftshäuser. Heiligendamm, die „Weiße Stadt am Meer“, war nicht nur das erste deutsche Seebad, sondern galt auch als das schönste.