Hinter den etwas mehr als 20 Afrikanern, die an einem Ort namens Point Comfort in Virginia von Bord gebracht wurden, lag eine grausame Odyssee: In Ndongo, einem im Westen des heutigen Angola gelegenen Königreich, von Portugiesen verschleppt und zunächst nach Veracruz (Mexiko) verschifft, starben über 100 der ursprünglich rund 350 Männer, Frauen und Kinder bereits während der Überfahrt. Auf der Weiterfahrt wurde ihr Schiff „San Juan Bautista“ von zwei englischen Privatschiffen mit niederländischem Kaperbrief – der „White Lion“ und der „Treasurer“ – attackiert, und die verbliebenen Entführten wurden umgeladen.
Es war die „White Lion“, die am 20. August 1619 in der noch jungen britischen Kolonie Point Comfort vor Anker ging. Der Kapitän namens Jope bot die gefangenen Afrikaner dort zum Tausch gegen Verpflegung für seine Mannschaft an. Sie wurden im Anschluss an wohlhabende Siedler weiterverkauft. Zwei von ihnen kamen vermutlich als Diener zu William Clarke, dem Kommandanten von Point Comfort.
Auch wenn der exakte rechtliche Status dieser Unglücklichen umstritten ist, markiert das Datum des 20. August 1619 jenen Tag, an dem der transatlantische Sklavenhandel Nordamerika erreichte – noch bevor im Jahr 1620 die „Mayflower“ die „Pilgerväter“ nach Virginia brachte und damit lange vor der Geburtsstunde der Vereinigten Staaten im Jahr 1776. Die rund 20 Afrikaner von Point Comfort stehen am Anfang von 246 Jahren Sklaverei in den Vereinigten Staaten.