Als Norwegen im Jahr 1905 per Volksbefragung aus der Union mit Schweden austrat, gerieten die Kräfteverhältnisse in Nordeuropa ins Wanken. Wollte sich Norwegens Unabhängigkeitsbewegung dieses Erfolgs sicher sein, benötigte sie die Zustimmung der europäischen Großmächte Frankreich, Großbritannien und Russland sowie des Deutschen Reiches. Am 2. November 1907 wurde zwischen den genannten Ländern die sogenannte Norwegen-Vereinbarung getroffen. Sie garantierte Norwegen seine territoriale Integrität über eine Dauer von zehn Jahren. Norwegen gestand im Gegenzug zu, keiner fremden Macht das eigene Territorium zu überlassen.
Mit der vertraglichen Abmachung konnte Norwegen zwar die Ergebnisse des Referendums absichern, doch insgeheim war die norwegische Verhandlungsführung mit dem Ergebnis unzufrieden. Sie hatte sich nicht nur Norwegens Integrität zum Ziel gesetzt, sondern auch seine Neutralität. Denn nur so hielt sie ihr Land im Spiel der internationalen Politik für überlebensfähig. Allerdings verfolgte Großbritannien eigene Ziele. Im Kriegsfall, etwa durch eine deutsche Besatzung Dänemarks, waren Norwegens Häfen für die englische Seemacht kriegsentscheidend. Eine Neutralität Norwegens hätte der englischen Flotte im Weg gestanden. Für die britische Seite kam die Erfüllung dieser Forderung daher nicht in Frage. Für die internationale Politik spielte der norwegische Integritätsvertrag eine untergeordnete Rolle, jedoch zeigten sich darin bereits gegensätzliche Interessen der Großmächte – erste Vorboten eines künftigen Krieges.