Der mutige Vorstoß prägte das geopolitische Gefüge Europas nachhaltig: Am 2. Mai 1989 begannen ungarische Grenztruppen mit der Demontage der Grenzbefestigungen zu Österreich. Die Entscheidung, die streng bewachte Grenze und die durch den Eisernen Vorhang symbolisierte Trennung zwischen Ost und West aufzulösen, war mit erheblichen Risiken verbunden. Doch angesichts einer sich wandelnden internationalen politischen Landschaft und wachsendem Druck aus der eigenen Bevölkerung war Ungarn bereit, sich den starren Prinzipien des Warschauer Paktes zu widersetzen, dessen Mitgliedsländer unter sowjetischer Kontrolle standen. Während die DDR-Führung noch – vergeblich – auf ein Eingreifen der Sowjetunion hoffte, nutzten in den Wochen nach diesem bahnbrechenden Ereignis Tausende von Bürgern der Deutschen Demokratischen Republik die nun offene Grenze, um in den Westen zu fliehen. Täglich erreichten fortan zwischen 100 und 200 DDR-Flüchtlinge die Aufnahmelager in der Bundesrepublik Deutschland, auf der Suche nach einem Leben frei von Unterdrückung.
Die Öffnung der ungarischen Grenze zu Österreich setzte eine Dynamik in Gang, die schließlich zum Fall der Berliner Mauer im November desselben Jahres und zur deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990 führte. Der Schritt Ungarns markierte den Beginn des Weges hin zu einem vereinten, freien und demokratischen Europa und bleibt ein symbolträchtiger Moment in der Überwindung der Teilung Europas.