Als am 18. November 1095 in Clermont eine von Papst Urban II. einberufene Synode zusammentrat, wollte man über vieles verhandeln und beraten, was die lateinische Christenheit in jenen Tagen beschäftigte: vom Investiturstreit über das Papstschisma bis zur Kirchenreform. Berühmt wurde die Synode von Clermont aber vor allem aufgrund einer Rede Papst Urbans II., in der er, einem Hilfegesuch des byzantinischen Kaisers nachkommend, dazu aufrief, den von den muslimischen Seldschuken bedrohten Christen in Kleinasien militärische Hilfe zu leisten.
Die Worte des Papstes sind uns nur indirekt überliefert. Der Geschichtsschreiber Balderich von Dol berichtet vom Appell des Papstes an die Ritterschaft, von ihren Privatfehden und Kriegszügen abzusehen und ihre Waffen gegen die Feinde des christlichen Glaubens zu richten. Dem Zeitgenossen Fulcher von Chartres zufolge verwies der Papst dabei auf das seit Augustinus bekannte Konzept des gerechten Krieges und verhieß den Teilnehmern die Vergebung all ihrer Sündenstrafen. Die Wirkung des Aufrufs war enorm: „Gott will es!“, sollen die Anwesenden einmütig gerufen haben. Aus dem päpstlichen Aufruf entstand eine Massenbewegung; zahllose Waffenträger hefteten sich als Verteidiger der Christenheit symbolisch ein Stoffkreuz an die Brust und brachen in wahrer Begeisterung zum ersten Kreuzzug auf.