Am 17. Juli 1929 veröffentlichte die in Österreich erscheinende Zeitung „Abend“ einen Artikel über Empfängnisverhütung, der großes Aufsehen erregte. Ein Leserbriefschreiber äußerte sich begeistert darüber, dass er mit der Methode sehr gute Erfahrungen gemacht habe. Erst wenige Wochen zuvor hatte der Grazer Gynäkologe Hermann Knaus auf einem Gynäkologenkongress in Leipzig seine Forschungsergebnisse über die fruchtbaren und die unfruchtbaren Tage der Frau vorgestellt. Unter Berücksichtigung der Lebensdauer von Ei- und Samenzelle sowie durch genaue Aufzeichnungen des individuellen Zyklus der Frau hatte er eine Methode zur Empfängnisverhütung entwickelt. Unabhängig davon verfolgte der japanische Arzt Kyusaku Ogino zur selben Zeit einen ähnlichen Ansatz, den er zunächst in japanischen Fachmagazinen veröffentlichte – jedoch mit dem Ziel, die Empfängnischancen bei einem Kinderwunsch zu erhöhen.
Die Erkenntnisse der beiden Ärzte wurden rasch bekannt und verbreiteten sich. Angesichts der damals begrenzten Verhütungsmittel erlangte die Methode eine gewisse Beliebtheit, obwohl ihre Zuverlässigkeit im Vergleich zu modernen Verhütungsmethoden als relativ niedrig angesehen werden muss. Die Verhütung nach Knaus-Ogino wurde später auch als „Vatikanisches Roulette“ bekannt, da Papst Pius XII. 1951 in einer Rede vor Mitgliedern des katholischen italienischen Hebammenverbands die Methode zur einzigen tolerablen und anwendbaren Form der Empfängnisverhütung erklärte.