Trompetenfanfaren, festliches Gepränge und ein großes königliches Aufgebot vor der Krakauer Wawel-Kathedrale verkündeten, dass ein neuer König von Polen gekrönt werden sollte. Dem Ereignis war ein Streit um die Frage vorausgegangen, wer die Nachfolge Ludwigs I. von Anjou, König von Ungarn und Polen, antreten solle. Doch nun, am 15. Oktober 1384, bekam Polen seinen neuen König: Es war die jüngste von Ludwigs drei Töchtern, die kaum elfjährige Jadwiga (Hedwig). In Ungarn aufgewachsen, hatte sie eine sorgfältige Ausbildung erhalten, beherrschte mehrere Sprachen und war auch künstlerisch gebildet. Die männliche Form „König von Polen“ verdeutlichte, dass Jadwiga nicht nur Gemahlin eines Königs war, sondern im eigenen Recht allein über Polen herrschte.
Mit Jadwigas Krönung musste ihre schon lange bestehende Verlobung mit Herzog Wilhelm von Habsburg aufgelöst werden. Stattdessen drängte sie der polnische Adel 1386 zur Heirat mit dem viel älteren, heidnischen litauischen Großfürsten Jogaila, der nach seiner Taufe den Namen Władysław II. Jagiełło annahm und zum Mitkönig gekrönt wurde. Angeblich unglücklich in ihrer Ehe und über den Verlust ihres geliebten Wilhelm, stürzte sich Jadwiga ganz in ihre Aufgaben als Herrscherin. Sie förderte unter anderem die Mission in Litauen und tat sich durch große Frömmigkeit und Wohltätigkeit hervor. Im Jahr 1399 starb sie zusammen mit ihrer neugeborenen Tochter im Kindbett.