In der Republik Polen-Litauen beherrschten lange Zeit die Jesuiten das Bildungswesen. Sie betrieben ein ganzes System von Jesuitenschulen, die, wenngleich in den Augen mancher Aufklärer allzu konservativ ausgerichtet, vielen Kindern und Jugendlichen Bildung ermöglichten. Als der Jesuitenorden 1773 durch den Papst aufgehoben wurde, mochte zwar mancher darüber jubeln, doch brach das Bildungssystem in Polen-Litauen faktisch in sich zusammen. Gleich nach der Aufhebung des Ordens berieten die Ständeversammlung (Sejm) und König Stanislaus II. August Poniatowski nicht nur darüber, wie man mit dem Jesuitenvermögen verfahren solle, sondern auch über die Frage, wie das Schulsystem weiter betrieben werden könne. Als Teil eines Reformplans im Sinn der Aufklärung wurde daher am 14. Oktober 1773 die Kommission für nationale Bildung (Komisja Edukacji Narodowej) gegründet und mit Mitteln aus ehemaligem Jesuitenbesitz ausgestattet.
Die Kommission besaß umfangreiche Vollmachten und konnte auf die bereits bestehende Schulinfrastruktur der Jesuiten zurückgreifen. Sie entwarf einen mehrstufigen Bildungsplan für die Kinder von Bauern, Bürgern und Adligen bis hin zum Gang an die Universitäten. Neu waren nun unter anderem Lehrbücher in polnischer Sprache statt des bisherigen Latein. Die Kommission für nationale Bildung gilt als erstes Bildungsministerium in Europa, ihr Archiv ist Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.