Sie umfasste das Undenkbare: Die Strategie der „Massive Retaliation“, auch als „Massive Vergeltung“ bekannt, war ein zentrales Element der US-amerikanischen Verteidigungspolitik zu Beginn des Kalten Krieges. Am 12. Januar 1954 präsentierte US-Außenminister John Foster Dulles diese Doktrin in einer Rede vor dem „Council on Foreign Relations“, einem außenpolitischen Thinktank. Die 1950er Jahre waren durch die angespannten Beziehungen zwischen den USA und der Sowjetunion gekennzeichnet. Beide Supermächte verfügten über Atomwaffen, was zu ernsthaften Befürchtungen hinsichtlich eines möglichen globalen Atomkriegs Anlass gab.
Kern der „Massive Retaliation“-Doktrin war die nukleare Abschreckung. Sie basierte auf der Annahme, dass jeder Angriff oder jede Aggression gegen die USA oder ihre Verbündeten mit einer massiven nuklearen Vergeltung beantwortet werden würde, ohne sich in einen kostspieligen konventionellen Rüstungswettlauf zu begeben. Kritiker warnten jedoch, dass diese Strategie die Schwelle für den Einsatz von Atomwaffen senken könnte. Selbst ein geringfügiger Konflikt könnte rasch zu einem Atomkrieg eskalieren, da die Doktrin nur wenig Raum für differenzierte oder gestaffelte Antworten bot. Trotz der Kontroversen blieb die „Massive Retaliation“-Doktrin für einige Jahre ein fundamentaler Bestandteil der US-Außen- und Verteidigungspolitik. Die wachsenden Bedenken und geopolitische Ereignisse wie die Kuba-Krise 1962 führten jedoch dazu, dass die USA sich flexibleren Strategien, vor allem der „Flexible Response“, zuwandten.