20. Februar 1933: Die wichtigsten deutschen Unternehmer — unter ihnen Karl von Siemens und Gustav Krupp – treffen sich mit Adolf Hitler. Dies ist die erste Szene, die der französische Autor und Regisseur Éric Vuillard schildert – nicht sachlich-nüchtern, sondern poetisch verdichtet, die Atmosphäre beschwörend, Unterschwelliges bloßlegend. Weitere Schlüsselszenen folgen: die Begegnung von Hitler mit dem österreichischen Kanzler Kurt Schuschnigg, die in das „Berchtesgadener Abkommen“ mündete, die Münchner Konferenz 1938, wo Hitler durch die Appeasement-Politik freie Hand gewährt wurde und sich der Engländer Chamberlain wie der Franzose Daladier vom Diktator fasziniert zeigten. Wer Hitler unterstützte und wer litt (wie etwa die Zwangsarbeiter), wird beklemmend deutlich. Für „Die Tagesordnung“ erhielt der Autor den Prix Goncourt.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Éric Vuillard
Die Tagesordnung
speak low, Berlin 2018, MP3-CD, Laufzeit 177 Minuten, € 18,–