Zukunftsvisionen sind immer wieder reizvoll – diese datiert aus dem Jahr 1892. Ein Essay des französischen Schriftstellers und Bibliophilen Octave Uzanne entwickelte damals phantastisch klingende Aussichten: Chemische Nahrung werde es geben, die Kunst werde abstrakt … Und die Bücher? Für die sieht der Visionär kaum eine Zukunft mehr. Zu sehr strapaziere das Lesen die Augen, zu sperrig sei das große Zeitungsformat. Stattdessen werde es „Aufnahmezylinder“ und „Hörmaschinen“ geben, die uns die Texte vorlesen. Selbst beim Sport werde man den Geschichten lauschen können, denn die Maschinen würden immer kleiner. Wer sieht da nicht den Jogger mit seinen Ohrstöpseln vor sich? Der Massenbuchmarkt aber werde zugrunde gehen, glaubte Uzanne. Zumindest diese Prognose ist nicht eingetreten.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Octave Uzanne
Das Ende der Bücher
Argon Verlag, Berlin 2021, 2 CDs, Laufzeit 84 Minuten, € 15,–