Auch Volker Weidermann lässt sich von der Brisanz der Münchner Geschehnisse faszinieren, und von der Tatsache, dass es gerade die Schriftsteller waren, die sich mit ihren Visionen einer gerechteren Welt plötzlich im Mittelpunkt realen politischen Handelns wiederfanden. Weidermann gelingt es, uns seine Protagonisten von Eisner über Landauer und Mühsam bis Leviné wirklich nahezubringen. Im Mittelpunkt steht zunächst Kurt Eisner, der nach der bitteren Wahlniederlage der USPD über seine Lage räsoniert und auf sein politisches Wirken zurückblickt: auf den Tag der Ausrufung der Republik etwa, den wir als festliches, euphorisches, dann sogar gemütliches Ereignis mit Wurst, Bier und Schweinshaxen erleben. Doch der Traum zerplatzte, und aus der roten Fahne wurde das Rot des vergossenen Bluts der Revolutionäre.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Volker Weidermann
Träumer
Als die Dichter die Macht übernahmen
Bayerischer Rundfunk/Der Audio Verlag, Berlin 2017, 4 CDs mit Booklet, Laufzeit 290 Minuten, € 19,99