Um die Jahreswende 1120/21 gründete Norbert von Xanten mit Prémontré (nahe Laon) die erste Glaubensgemeinschaft der Prämonstratenser. Ihrer Geschichte widmet sich Ulrich G. Leinsle, Ordensmitglied und Professor für Theologie und Philosophie des Mittelalters.
Er führt uns zunächst in Grundgedanken und -strukturen ein: Die Mitglieder des Prämonstratenserordens sind keine Mönche, sondern Regularkanoniker, das heißt, sie sind Mitglieder einer Stiftskirche, die zwar nach Ordensregeln leben, aber bewusst die Seelsorge in den Mittelpunkt stellen. Diese neue Lebensweise im Sinn der Urkirche besaß offenbar große Attraktivität, denn der Orden, der im späteren 12. Jahrhundert auch eigene Frauenklöster ausbildete, verbreitete sich geradezu explosionsartig. Neben Prémontré entwickelte sich mit Magdeburg, wo Norbert 1126 Erzbischof wurde, ein weiteres Zentrum.
Leinsle schildert detailliert die organisatorische und historische Entwicklung des Ordens, von seiner Blütezeit im Mittelalter, als er sich im Landesausbau und bei der Slawenmission im Osten engagierte, über die Stürme der Reformation und das neue Erstarken in barockem Glanz bis heute. Dabei lässt der Autor auch Krisen und Konflikte innerhalb des Ordens nicht aus, doch zuweilen fehlt leider ein einordnender Blick von außen.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Ulrich G. Leinsle
Die Prämonstratenser
Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2020, 250 Seiten, € 29,–