Die Journalistin Barbara Coudenhove-Kalergi, 1932 in Prag geboren, stammt aus dem deutschsprachigen böhmischen Adel. 1945 wurde sie aus der Tschechoslowakei vertrieben. Sie lebte fortan vorwiegend in Österreich, wo sie als Journalistin für diverse Zeitungen – darunter „Die Presse“, die „Arbeiterzeitung“ und der „Kurier“ – sowie für Rundfunk und Fernsehen tätig war. Berühmt wurden ihre einfühlsamen Reportagen aus Osteuropa für den ORF.
Nun hat die bedeutende Publizistin sehr lesenswerte Erinnerungen vorgelegt. Lebhaft, witzig, nachdenklich erzählt sie von ihrer Kindheit und ihrer weitverzweigten Familie. Sie kann eine japanische Großmutter aufweisen; in die schöne Mitsuko verliebte sich einst Großvater Heinrich. Ihre Mutter stammt aus dem ungarischen Adelsgeschlecht der Pálffy. Eindrucksvoll sind aber vor allem Coudenhove-Kalergis präzisen Schilderungen ihrer journalistischen Arbeit im Zeichen des Kalten Krieges, als in Österreich noch eisernes Schweigen über die eigene Mitschuld am nationalsozialistischen Terror herrschte. Das erfuhr sie immer wieder, etwa als sie in der rechten Burschenschaftler-Szene recherchierte. „Ein Schnellkurs in politischer Bildung“ sei das gewesen.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger