Der Journalist Bruno Preisendörfer nimmt seine Leserinnen und Leser erneut mit auf eine vergnügliche Zeitreise. Der letzte Band seiner Zeitreisenreihe führt uns in die Bismarck-Ära. Anhand einer Fülle von Briefen, Autobiographien und zeitgenössischen Berichten lässt der Autor die bewegten Jahrzehnte am Ende des 19. Jahrhunderts lebendig werden, die Deutschland erstmals Einheit brachten.
Von der Gründerzeit bis zur Abdankung des Reichskanzlers werden die gesellschaftlichen Veränderungen, das Alltagsleben von Bürgertum und Arbeiterschicht sowie die technischen Errungenschaften thematisiert. Zugleich widmet sich der Autor den großen Fragen der Zeit, in der sich die Menschen mit vielen neuen Herausforderungen konfrontiert sahen: Das Gefälle zwischen Reich und Arm wuchs enorm, die Arbeitsbedingungen der Arbeiterschaft waren miserabel, es fehlte an Wohnraum, und Frauen wurden von den meisten Berufen und Wahlen ausgeschlossen. Man begegnet dabei vielen bekannten, aber auch vergessenen Persönlichkeiten – von „großen Männern“ wie dem Maler Adolph Menzel (dessen Körpergröße gerade einmal 140 Zentimeter betrug) bis hin zu Pauline Staegemann, der Gründerin des „Berliner Arbeiterfrauen- und Mädchenvereins“. Das Buch lebt von Preisendörfers unterhaltsamem Erzählstil, den anschaulichen Zitaten und den zahlreichen, teils kuriosen Details.
Rezension: Anna Joisten
Bruno Preisendörfer, Als Deutschland erstmals einig wurde. Reise
in die Bismarckzeit. Galiani Verlag, Berlin 2021, 424 Seiten, € 25,–.