1886 zog Anita Augspurg mit ihrer Gefährtin Sophia Goudstikker nach München. Es waren diese beiden Frauen, die endlich auch in Bayern den Stein ins Rollen brachten: Augspurg schuf in ihrem Fotoatelier „Elvira“ eine Art Keimzelle der Frauenbewegung im Freistaat. Ihr Engagement für mehr Frauenrechte strahlte dort auch auf andere Bereiche wie Kunst, Mode und Literatur aus.
Neben dem Porträt von Augspurg beleuchtet die Kunsthistorikerin Claudia Teibler im vorliegenden Buch noch 28 weitere Schicksale der Frauenbewegung in Bayern. Unter den biographischen Kurzporträts sind nicht nur bekennende Frauenrechtlerinnen, sondern auch Politikerinnen, Schriftstellerinnen, Künstlerinnen, Designerinnen und Wissenschaftlerinnen zu finden.
Und da man bei Bayern unweigerlich an Bier denkt, so überrascht es nicht, dass in dem Buch auch unbekanntere Vorkämpferinnen der Brau- und Gastronomiegeschichte gewürdigt werden. So etwa die „Augustinerbräuin“ Therese Wagner, die sich nach dem Tod ihres Mannes 1845 unerschrocken dazu entschloss, die Geschäfte nicht ihrem ältesten Sohn zu übergeben, sondern selbst in die Hand zu nehmen. Mit ihrem klugen und visionären Handeln legte sie den Grundstein für eine der beliebtesten Brauereien Münchens.
Rezension: Anna Joisten
Claudia Teibler
Die Bayerischen Suffragetten
Luitpold-Frauen, Kultur-Wirtinnen, Selbständige und Künstlerinnen
Elisabeth Sandmann Verlag, München 2022, 176 Seiten, € 25,–.