Ob Klimawandel oder Corona-Pandemie – Krisen haben Konjunktur im öffentlichen Diskurs. Ein Blick auf die aktuelle Weltlage liefert genügend Gründe, Angst oder Wut zu empfinden. Dass sich die Menschen angesichts von Krisen bedroht fühlen, ist allerdings nicht nur ein Phänomen der Gegenwart. Das zeigt der Sammelband, den die an der Universität Tübingen lehrenden Historiker Ewald Frie und Mischa Meier herausgegeben haben. Er enthält zahlreiche Beiträge von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die in einem globalgeschichtlich angelegten Forschungsprojekt untersucht haben, wie die Menschen in der Vergangenheit mit Bedrohungen umgingen und welche kommunikativen sowie sozialen Dynamiken dabei entstanden sind.
Die Beiträge werfen Schlaglichter auf Krisenzeiten der letzten 2000 Jahre. Von der Julianischen Pest im alten Rom bis zu Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine spannt der Band einen weiten Bogen. Die Beiträge zeigen eindrücklich, dass Bedrohungen in den verschiedensten Gesellschaften durch Raum und Zeit hinweg vorkamen. Zudem machen sie deutlich, wie unterschiedlich Menschen auf Krisen reagierten und welche Chancen und Risiken daraus jeweils erwuchsen.
Rezension: Dr. Anna Joisten
Ewald Frie/Mischa Meier (Hrsg.)
Krisen anders denken
Wie Menschen mit Bedrohungen umgegangen sind und was wir daraus lernen können
Propyläen Verlag, Berlin 2023, 560 Seiten, € 32,–