Man kann davon ausgehen, dass sich die wenigsten Touristen, die nach Berlin kommen, für die mittelalterliche Geschichte der Stadt interessieren. Diesen eher vergessenen Teil der Stadtgeschichte neu zu entdecken, das haben sich die Autoren des vorliegenden Buches zum Ziel gesetzt. Alle drei sind Fachleute auf dem Gebiet. Auf Grundlage der neusten Erkenntnisse aus der Forschung rekonstruieren sie die Lebensverhältnisse der Menschen in den ersten Siedlungen an Spree und Havel im 12. und 13. Jahrhundert: Wie sie sich ernährten und kleideten, wie sie Handel trieben und feierten.
Dabei holen die Autoren weit aus, denn die Urberliner kamen keinesfalls in eine menschenleere Gegend. Seit dem 7. Jahrhundert war das Gebiet besiedelt. Ausgehend von den sogenannten Elbslawen und der politischen Landschaft im 12. Jahrhundert, skizzieren die Autoren, wie die Siedlungen Berlin und Cölln entstanden. Dabei wird klar, dass es sich um unabhängig voneinander gegründete Orte mit jeweils eigenen Stadtrechten handelte, aus denen erst viel später eine einzige Haupt- und Residenzstadt Berlin wurde. Die Autoren widmen sich dann den frühen Stadtbildern, der mittelalterlichen Stadtgesellschaft und Lebenswelt. Ein abschließendes Kapitel stellt jüngere Forschungsprojekte, wie die Ausgrabungen am Petriplatz, und archäologische Analysemethoden vor.
Rezension: Dr. Anna Joisten
Jörg Feuchter/Ines Garlisch/Claudia Maria Melisch
Die ersten Berliner
Leben an der Spree zwischen 1150 und 1300
BeBra Verlag, Berlin 2023, 240 Seiten, € 26,–