Vor zwei Jahren machte die Austragung der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar deutlich: Der Umgang mit undemokratischen Staaten stellt die Bundesregierung bis in die Gegenwart vor Herausforderungen und löst kontroverse Debatten aus. Seine Geschichte reicht indes viel weiter zurück. Dies belegt eindrucksvoll das neue Buch von Frank Bösch. Auf Grundlage umfassender Archivrecherchen zeichnet der Historiker nach, wie die BRD seit der Ära Adenauer mit Diktaturen umging und wie sich diese Kontakte mit der Zeit veränderten. Die ausgewerteten Quellen, darunter interne Akten der Bundesregierung, zeigen, wie Politiker, Diplomaten und Unternehmen Austausch mit Diktaturen pflegten, um „deutsche Interessen“ zu fördern. Häufig standen dabei wirtschaftliche Motive im Vordergrund. Darüber hinaus untersucht der Autor aber auch, welchen Einfluss die seit den 1960er Jahren zunehmenden
öffentlichen Proteste in der BRD auf die Zusammenarbeit mit Diktaturen hatten.
Bösch liefert mit seiner Untersuchung eine neue, überaus interessante Perspektive auf die Geschichte der BRD, die bislang vor allem darauf ausgerichtet war, den erfolgreichen Weg ihrer inneren Demokratisierung nachzuzeichnen. Sein Buch hebt hervor, dass diese Entwicklung mit einem politischen und wirtschaftlichen Austausch mit repressiven Regimen auf der ganzen Welt einherging.
Rezension: Dr. Anna Joisten
Frank Bösch
Deals mit Diktaturen
Eine andere Geschichte der Bundesrepublik
Verlag C. H. Beck, München 2024, 622 Seiten, € 32,–