Durch die Ereignisse der Jahre 1989 bis 1992 wurde eine neue Weltordnung geschaffen. Die Historikerin Kristina Spohr schildert in ihrer ausführlichen Darstellung sowohl die entscheidenden politischen und diplomatischen Weichenstellungen, die zur deutschen Wiedervereinigung führten, als auch den sich anschließenden Aufbau eines geeinten Europa – nicht ohne auch auf China und seinen politisch autoritären Weg zu blicken.
Spohr beginnt mit einem Katastrophenszenario, das Planspiel „Wintex 89“ der NATO, das die weitgehende Vernichtung Westdeutschlands und der DDR sowie die atomare Verseuchung weiter Teile Europas durch Atomschläge des Warschauer Pakts simuliert. Deutlich wird daran, dass man noch Anfang des Jahres 1989 eine solche Apokalypse nicht ausschloss. Doch wenige Monate später konnte der Kalte Krieg friedlich beendet werden.
Die „Manager des Wandels“ waren die Staatschefs Kohl, Gorbatschow und Bush bzw. die jeweiligen Außenminister, die in einem „beispiellosen Geist der Zusammenarbeit“ internationale Abkommen ausgehandelt und die Zweifler und Kritiker mitgenommen hätten. Die alte Bipolarität zwischen West und Ost schien endlich überwunden; leider nicht für immer, wie sich heute leidvoll zeigt.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Kristina Spohr
Wendezeit
Die Neuordnung der Welt nach 1989
Deutsche Verlags-Anstalt, München 2019, 976 Seiten, € 42,–