Die Historiker Peter Feldbauer und Gottfried Liedl richten ihren Blick gen Osten, genauer gesagt in die Zeit nach den Reichsgründungen im Zuge der islamischen Expansion. Sie zeichnen nach, wie Zentralasien unter den samanidischen Statthaltern der Abbasidenkalifen Bagdads im 10. Jahrhundert eine bemerkenswerte Blütezeit erlebte, die weit ausstrahlte und auch unter den folgenden türkischen Dynastien der Gaznawiden, Karachaniden und Seldschuken anhielt.
Einen zentralen Grund für dieses sogenannte Goldene Zeitalter machen die Verfasser im florierenden Handel auf den Seidenstraßen nach China und über die Pelzrouten in den Wolgaraum aus. Mit ihm gingen Migrationsprozesse, Technologien- und Ideentransfers einher, die sich fördernd auf Kultur und Wissenschaft auswirkten. Mediziner, Philosophen, Dichter, Architekten, Mathematiker, Physiker und Astronomen erlangten in den Residenzstädten und Handelszentren, die an den Karawanenrouten lagen, herausragende Bedeutung, darunter Universalgelehrte wie Ibn Sina oder Al-Biruni. Sie konnten sich auf hervorragende Bibliotheken stützen und wurden von der Obrigkeit gefördert. Das Buch macht deutlich, dass diese Blütezeit des Islam auch einen wichtigen Beitrag zur abendländischen Scholastik, Universitätsentwicklung und Renaissance leistete.
Rezension: Dr. Anna Joisten
Peter Feldbauer/Gottfried Liedl
Seide, Zobel und Gelehrte
Zentralasien 900 –1200
Handelsdrehscheibe und Kulturknoten
Mandelbaum Verlag, Wien 2024, 176 Seiten, € 20,–