Als der spanische Konquistador Hernán Cortés Tenochtitlan (das spätere Mexiko-Stadt) erreichte, beeindruckte ihn der Marktplatz, auf dem eine Fülle an Lebensmitteln angeboten wurde, die seine europäischen Augen noch nie gesehen hatten: Mais, Paprika, Chili, Tomaten, Avocados, Kakao, Bohnen. „Der Platz ist so groß wie zweimal die Stadt Salamanca, umgeben von Portalen, wo jede Art von Waren angeboten wird“, so schilderte er es Kaiser Karl V. 1520 in einem Brief. Während der Kolonialzeit führten die Spanier zugleich die ihnen vertrauten Lebensmittel wie Weizen, Olivenöl und Weintrauben in der „Neuen Welt“ ein. Die Speisepläne der Kulturen begannen sich zu vermischen. Ein Beispiel dafür ist das später zum Nationalgericht avancierte „Mole Poblano“ (Hühnchen in Chili-Schokoladensoße), das in einem Kloster in Puebla kreiert wurde.
Mexiko ist neben Peru und Brasilien eines der Länder, welche die Expertin Michi Strausfeld auf ihrem Streifzug durch die komplexe kulinarische Kulturgeschichte Lateinamerikas beleuchtet. Das Buch skizziert, wie diese Länder vielfältigen Einflüssen ausgesetzt waren, die sich auch auf die jeweiligen Küchen auswirkten. Wer herausfinden möchte, wie das schmeckt, findet in dem Buch zudem viele Rezepte zum Nachkochen, welche die deutsch-brasilianische Köchin Sabine Hueck beigesteuert hat.
Rezension: Dr. Anna Joisten
Michi Strausfeld
Gaumenfreuden
Eine kulinarische Kulturgeschichte Lateinamerikas
Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2023, 160 Seiten, € 24,–