Dass Fremdwörter wie „Abstraktion“ ihren Ursprung in der lateinischen Sprache haben, liegt auf der Hand. Zahlreiche andere deutsche Wörter, wie „Fenster“ oder „Kohl“, entstammen aber ebenfalls dem Lateinischen, auch wenn man es ihnen auf den ersten Blick nicht mehr ansieht. Über Jahrhunderte hinweg wurden sie immer weiter eingedeutscht. Klaus Mackowiak – als Sprachberater der Duden-Redaktion ein ausgewiesener Fachmann – spürt solchen Wörtern lateinischen Ursprungs nach und skizziert fundiert und humorvoll ihre Geschichten. Entstanden ist ein kleines Lexikon mit einer bunten Auswahl.
Da wäre zum Beispiel die „Zwiebel“. Das Wort entwickelte sich aus dem Althochdeutschen Zwibolla oder Zwibollo. Die Menschen des Mittelalters verstanden es als „zwie-bolle“, also als „zweifache Bolle“, was wegen der Schichten und der Form der Pflanze für sie Sinn ergab. Wortgeschichtlich hat das Wort aber nichts mit mit dieser Deutung zu tun. Denn auch „Zwiebel“ ist lateinischen Ursprungs. Die Römer nannten die Pflanze ursprünglich cepa. Im Mittel- und Spätlateinischen setzte sich dann die Verkleinerungsform cepula durch, die wiederum im Mittelalter ins Deutsche als Zwibolla oder Zwibollo entlehnt wurde.
Rezension: Dr. Anna Joisten
Klaus Mackowiak
Kann Spuren von Latein enthalten
Kleines Lexikon deutscher Wörter lateinischer Herkunft
Von abkanzeln bis Zwiebel
Verlag C. H. Beck, München 2023, 174 Seiten, € 15,–