„Natürlich muß sich auch das Theater erneuern“, so die drohenden Worte, mit denen sich Adolf Hitler 1933 an die deutschen Theaterkünstler richtete. Die „Erneuerungen“ fanden rasch Umsetzung. So auch beim größten Theater im Deutschen Reich, dem 1919 von Max Reinhardt gegründeten „Großen Schauspielhaus“ in Berlin. Die Nationalsozialisten änderten 1934 den Namen in „Theater des Volkes“. Dies war erst der Anfang.
Die Historikerin Sabine Schneller und der Verwaltungsdirektor Guido Herrmann haben die Rolle des Theaters von 1933 bis 1945 aufgearbeitet. Sie zeigen eindrücklich, wie tief es als Kultureinrichtung in die Diktatur verstrickt war. Nach der Machtübernahme betrieb die Freizeitorganisation „Kraft durch Freude“ gemeinsam mit dem Reichspropagandaministerium das Theater. Von da an stand es im Dienst der NS-Propaganda. Das Buch erzählt, wie das Theater als Experimentierfeld der NS- Kulturpolitik diente und seine künstlerische Freiheit verlor. Seit 1936 wurden nur noch Operetten gespielt – die Nationalsozialisten setzten auf massentaugliche Unterhaltung. Wer dem rassistischen Regime nicht passte, dem wurde die Arbeitserlaubnis entzogen. Ein spannendes, mit zahlreichen Abbildungen versehenes Buch, das Licht auf ein vergessenes Kapitel des Theaters wirft.
Rezension: Dr. Anna Joisten
Sabine Schneller/Guido Herrmann (Hrsg.)
„Dein Tänzer ist der Tod“
Das Berliner „Theater des Volkes“ im Nationalsozialismus
Zur Geschichte des Friedrichstadt-Palastes
BeBra Verlag, Berlin 2023, 272 Seiten, € 28,–