Was macht einen Gegenstand für seinen Besitzer eigentlich schön und begehrenswert? Und warum will man überhaupt etwas haben? Diese Fragen hat sich der Kultur- und Wissenschaftshistoriker Valentin Groebner gestellt. Über zwei Jahre lang führte er Interviews, um herauszufinden, was für einen Galeristen, einen Sammler, eine Kunsthistorikerin oder eine Fotografin das Schöne ist und wie sich das Verhältnis zwischen den Dingen und ihren Betrachtern im Lauf der Zeit veränderte.
Das Buch versammelt mehreren lose aneinandergereihte Essays, in denen der Autor ausgehend von Glücksbringern und Andenken aus den Wohnzimmern und Kramschachteln der Gegenwart die Geschichte der schönen Dinge bis in die materielle Kultur der Antike mit ihren Amuletten und Talismanen zurückverfolgt. Ausgehend von der Lieblingsteetasse einer Galeristin, erfährt man etwa, wie das in China erfundene Porzellan, das später mit dem blauen Farbstoff aus persischen Bergwerken in Verbindung kam und als erste globalisierte Luxusware über die Seidenstraße in die gesamte zivilisierte Welt exportiert wurde, schließlich auch seinen Weg ins christliche Europa fand. Groebner eröffnet ungewöhnliche Blickwinkel und entwickelt interessante Gedanken, die dazu anregen, über das Thema „Aufheben, wegwerfen“ neu nachzudenken.
Rezension: Anna Joisten
Valentin Groebner
AUFHEBEN, WEGWERFEN
Vom Umgang mit schönen Dingen
Konstanz University Press, Konstanz 2023, 171 Seiten, € 20,–