Im Jahr 1935 begann der damals 27jährige rumänische Anwalt und Schriftsteller Mihail Sebastian ein Tagebuch, das heute als sein Hauptwerk gilt. Lange Zeit war es vergessen und wurde erst in den 90er Jahren in Rumänien und bald darauf auch in Frankreich, England und den USA verlegt. Nun liegt es auch in deutscher Übersetzung vor.
Sebastians Tagebücher geben Auskunft über das Leben eines Juden während des Zweiten Weltkrieges und sind darin vergleichbar mit den Tagebüchern Victor Klemperers. Der Autor beschreibt, wie er nach und nach fast alles verliert, seine Erwerbsquellen, sein Telefon, sein Radio, schließlich auch seine Wohnung. Doch am meisten schmerzte ihn der Verlust seiner Freunde, die sich der faschistischen „Eisernen Garde“ und ihren antisemitischen Parolen zuwandten. Als Jude wurde Sebastian zunehmend isoliert und entging schließlich nur knapp seiner Deportation. Dennoch schrieb er in dieser Zeit seine wohl besten Theaterstücke. Er beobachtete die Kriegsgeschehnisse ebenso wie die politische Weltlage mit bestechender Weitsicht.
Zu einem Roman über die tragischen Ereignisse und zur Auseinandersetzung mit seinen Freunden ist es nicht mehr gekommen – Mihail Sebastian starb nur wenige Wochen nach Kriegsende bei einem Verkehrsunfall.
Rezension: Marohn, Mariel