Noch lange nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs galten Volkswagen und Volksempfänger als Zeichen dafür, daß der Nationalsozialismus auch seine „guten Seiten“ gehabt habe. Zu den mit dem Zusatz „Volk“ versehenen Produkten zählen auch die Volkswohnungen, der Volkskühlschrank oder die KdF („Kraft durch Freude“)-Reisen, aber auch nie realisierte Projekte wie der Volksfernseher oder das Volkstelefon. Diese Produkte dienten jedoch vornehmlich zu Propaganda?zwecken: Als Güter des gehobenen Konsums sollten sie den technischen Fortschritt im NS-Staat dokumentieren und den Menschen eine bessere Welt verheißen, in die sie der Nationalsozialismus zu führen versprach. In seinem Buch „Volkswagen, Volksempfänger, Volksgemeinschaft“ hat Wolfgang König den nationalsozialistischen „Volksprodukten“ nun erstmals eine umfangreiche Studie gewidmet und damit ein wichtiges Kapitel der bislang noch wenig erforschten Konsumge?schichte der NS-Zeit geschrieben. Gestützt unter anderem auf bisher noch nicht ausgewertete Dokumente aus Firmenarchiven, untersucht er die wichtigsten Produkte, Dienstleistungen und Initiativen und stellt sie in den Kontext von Politik, Ideologie und Wirtschaft. Ansatzweise wurden die hochfliegenden Planungen nur beim Volksempfänger erfüllt, während sie für die meisten anderen Produkte scheiterten, wofür die begrenzte Ressourcenbasis des Reichs und das Kompetenzchaos des NS-Staats ebenso verantwortlich waren wie der Primat der Rüstungsindustrie.
Rezension: Grüßinger, Ralf