Extreme Wetterereignisse sowie der Klimawandel und seine Folgen für die Menschheit werden im Moment viel diskutiert. Dass Dürren oder Überschwemmungen auf das Leben der Menschen unmittelbar durchschlagen, ist jedoch keine neue Entwicklung, sondern kennzeichnet auch und gerade die Vergangenheit, in der die meisten Menschen von der Landwirtschaft und damit in großer Abhängigkeit von ihrer Umwelt lebten.
Der Umwelthistoriker Dominik Collet hat sich in seiner Habilitation mit der europäischen Hungerkrise 1770 bis 1772 befasst, die durch verheerende Niederschläge und daraus resultierende Missernten hervorgerufen worden war und Hunderttausende Menschen in Europa das Leben kostete. Zunächst schildert Collet Ursachen und Verlauf der Hungerkrise und wendet sich dann der Frage zu, wie Staat und Bevölkerung auf die Krise reagierten, sie zu bewältigen und für spätere Zeiten zu verhindern suchten. Sehr eindrucksvoll sind etwa die Beispiele von Nachbarschaftshilfe und gegenseitigem Beistand, doch auch das Gegenteil war der Fall: Familien und Gemeinschaften zerbrachen in der großen Not.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Dominik Collet
Die doppelte Katastrophe
Klima und Kultur in der europäischen Hungerkrise 1770–1772
Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2019, 466 Seiten, € 50,–