Was haben gute Manieren und kultivierte Geselligkeit, die wir heute an den Tag legen, mit dem 17. Jahrhundert zu tun? Dieser Frage spürt Kersten Knipp nach. Der Journalist hat sich auf die Suche nach den Ursprüngen der Eleganz begeben.
Knipp führt seine Leserschaft in die Zeit des geselligen Lebens um 1700. Zunächst taucht er tief in die Welt der europäischen Salons ein und beschreibt, wie sich Adel und Bürgertum dort begegneten und gemeinsam Konventionen beim Führen von Gesprächen, aber auch bei der häuslichen Einrichtung und der Mode festlegten. Lebhaft beschreibt Knipp die Atmosphäre, die bei diesen geselligen Zusammenkünften herrschte. Dabei begegnen uns etwa Gastgeberinnen wie die Pariser Salonnière Madame de Rambouillet. Zudem lernen wir den französischen Hof im Absolutismus und die Gelehrtengesellschaft „Académie française“ als Orte kennen, an denen Formen des gepflegten Miteinanders geboren wurden. Knipp bringt viele Quellen zum Sprechen, darunter vor allem französische Literaten des 17. und 18. Jahrhunderts, die sich mit Fragen des zwischenmenschlichen Umgangs auseinandersetzten. Michel de Montaigne, Jean-Jacques Rousseau und Denis Diderot erhalten dabei sogar ihre eigenen Kapitel. Es ist eine kluge und zugleich unterhaltsame Lektüre. Der Fokus des Buches liegt allerdings stark auf Frankreich.
Rezension: Anna Joisten
Kersten Knipp
Die Erfindung der Eleganz
Europa im 17. Jahrhundert und die Kunst des geselligen Lebens
Verlag Philipp Reclam jun., Ditzingen 2022, 300 Seiten, € 25,–.