Elizabeth Cochran, die seit 1887 für Joseph Pulitzers Zeitung „New York World“ unter dem Pseudonym Nellie Bly schrieb, wurde durch einen spektakulären Coup weithin bekannt: Sie ließ sich „undercover“ in die Nervenheilanstalt auf Blackwell‘s Island im East River einschleusen, um über das Schicksal der 1600 weiblichen Insassen dort zu berichten. Ihre Reportage, die von Gewalt gegen die Frauen, Hunger und Dreck erzählt, löste einen Skandal aus, die Finanzmittel für die Anstalt wurden erhöht.
Blys Unternehmungslust war auch später nicht zu stoppen: Nach dem Vorbild von Jules Vernes „In 80 Tagen um die Welt“ reiste sie 1888 im Rekordtempo um den Globus. Sie erreichte ihren Ausgangspunkt New York nicht nur schneller als Verne, nämlich schon nach 72 Tagen, sondern war zugleich die erste Frau, die sich eine derartige Reise ohne männliche Begleitung zutraute.
Der italienische Journalist Nicola Attadio macht uns mit der Lebensgeschichte dieser ungewöhnlichen Frau bekannt und schildert fesselnd die einzelnen Stationen. Bly begnügte sich nicht mit ihrer Pionierrolle als Autorin investigativer Reportagen, sondern leitete später den Industriekonzern ihres Mannes, um 1914 dann doch wieder journalistisch tätig zu werden: Sie berichtete von der östlichen Kriegsfront im Ersten Weltkrieg. 1922 ist Elizabeth Cochran gestorben.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Nicola Attadio
Nellie Bly
Die Biografie einer furchtlosen Frau und Undercover-Journalistin
Verlag orell füssli, Zürich 2019, 214 Seiten, € 20,–