Einst kannte ihn jedes Kind, heute ist er weitgehend vergessen: der 1521 in Nimwegen geborene Jesuit Petrus Canisius. Was ihn so bekannt machte, war sein Katechismus im Frage-Antwort-Format, in dem er die zentralen Inhalte der katholischen Lehre auf einfachem Niveau zusammengestellt hatte. Bis ins 21. Jahrhundert sind insgesamt rund 1180 Auflagen dieses Pendants zu Martin Luthers Katechismus erschienen. Damit wird, wie sein Biograph Mathias Moosbrugger betont, Canisius zum breitenwirksamsten katholischen Autor der letzten 500 Jahre.
Moosbrugger stellt Canisius aber auch als wichtigen Berater von Kaisern und Königen, als Gestalter der katholischen Religionspolitik in der Zeit nach der Reformation sowie als unermüdlich Reisenden im Dienst seines Glaubens vor. Zwar wurde Canisius 1925 heiliggesprochen und dabei von Papst Pius XI. als „Zertrümmerer der Ketzer“ gewürdigt (damit waren die Protestanten gemeint), doch schon im 19. Jahrhundert konnten um Ökumene bemühte Katholiken wenig mit dem streitbaren Jesuiten anfangen. Er erwies sich auch historisch gesehen als problematisches Kind seiner Zeit, als er die Hexenverfolgung vehement verteidigte.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Mathias Moosbrugger
Petrus Canisius
Wanderer zwischen den Welten
Tyrolia-Verlag, Innsbruck/Wien 2021, 287 Seiten, € 27,95