Mozart hat ihm ein musikalisches Denkmal gesetzt. In seiner Oper „Così fan tutte“ täuschen Guglielmo und Ferrando einen Selbstmord durch Gift vor. Der herbeigerufene Doktor (in Wirklichkeit das verkleidete Hausmädchen Despina) „heilt“ die Simulanten, indem er sie mit einem Magneten bestreicht. Die parodistische Anspielung gilt Franz Anton Mesmer. Der 1734 in der Nähe von Radolfzell am Bodensee geborene Mesmer studierte zunächst Philosophie und Theologie an der Jesuiten-Universität zu Dillingen. Später ging er nach Wien, wo er das Studienfach wechselte. 1766 schloss er sein Studium der Medizin mit einer Doktorarbeit über den Einfluss der Planeten ab. Er heiratete eine reiche Witwe und eröffnete eine Praxis in einer geräumigen Villa vor den Toren Wiens.
1774 behandelte Mesmer die 28-jährige Franziska Österlin. Nachdem er mit den üblichen Mitteln keinen Erfolg hatte, verfiel er auf die Idee, „in dem Körper der Kranken eine gleichsam künstliche Ebbe und Fluth mit dem Magnete zu erwecken“. Seine Versuche waren von Erfolg gekrönt. Bediente sich Mesmer am Anfang noch eines Magneten, um das Fluidum zu beeinflussen, so nahm er später davon Abstand, nachdem er durch einen Zufall zur Ansicht gekommen war, dass er selbst über die Fähigkeiten verfügte, das Fluidum zu sammeln und auszuteilen.
Mesmer unterschied sich, wie Thomas Knubben in seiner lesenswerten populärwissenschaftlichen Biographie herausarbeitet, von den anderen Ärzten seiner Zeit, die den seit langem bekannten Magnetismus therapeutisch einsetzten. Im Animalischen bzw. Tierischen Magnetismus, wie er ihn nannte, ist es nicht die natürliche Kraft des Magneten, sondern ein unsichtbares Fluidum, das das ganze Universum durchflutet und Heilung bewirken kann.
Mehr noch als polemische Angriffe von Ärzten und Gelehrten, die mit seinem als obskur verspotteten Theoriegebäude nichts anfangen konnten, schmerzte Mesmer die Niederlage, die ihm eine kaiserliche Untersuchungskommission bereitete, nachdem die berühmte blinde Pianistin Maria Theresia Paradis die magnetische Behandlung auf Wunsch der Eltern abgebrochen hatte. Man warf ihm vor, ein Betrüger und medizinischer Scharlatan zu sein. Mesmer verließ daraufhin 1784 Wien und zog nach Paris. In der französischen Metropole hatte er alsbald so großen Zulauf, dass ihm auch die zahlreichen kritischen Stimmen, die sich in Reden, Streitschriften und Satiren gegen ihn erhoben, zunächst nicht zu schaden vermochten. Die Stimmung schlug um, als die von der Regierung einberufene Prüfungskommission ein ungünstiges Urteil fällte, das auch über die Grenzen Frankreichs hinaus registriert wurde.
Mesmer blieb noch eine Zeitlang in Paris. Schließlich zog es ihn zurück in die Nähe seines Geburtsortes. Seine letzte Station war Meersburg, wo er 1815 einem Schlaganfall erlag. Dort kann man heute noch die Stube im früheren Spital besuchen, in der er seinen Lebensabend verbracht hat.
Rezension: Prof. Dr. Robert Jütte
Thomas Knubben
Franz Anton Mesmer oder die Erkundung der dunklen Seite des Mondes
S. Hirzel Verlag, Stuttgart 2022, 208 Seiten, € 22,–