44 v. Chr., an den Iden des März, wurde Caesar ermordet. Die Bluttat setzte eine Ereigniskette in Gang, an deren Ende die römische Welt vollständig verwandelt war: An die Stelle des Nobilitätsregiments trat die Herrschaft eines Einzelnen, an die Stelle der Republik die – nur notdürftig verschleierte – Monarchie, an die Stelle von Roms Hegemonie über den Erdkreis ein Imperium, das diesen Namen verdiente. Die 17 Jahre zwischen den Iden des März und der endgültigen Machtübergabe an Caesar Augustus gehören zu den turbulentesten der römischen Geschichte. Der Althistoriker Barry Strauss hat ein Porträt der Epoche vorgelegt, in dem die Lust am Erzählen aus jeder Seite spricht.
Strauss ist auch der Verfasser einer fesselnden Monographie über die Verschwörung gegen Caesar, seine Ermordung und die Ereignisse, die ihr folgten („Die Iden des März“). „Die Geburt des römischen Kaiserreichs“ ist jetzt das – von Cornelius Hartz trefflich übersetzte – Sequel zu diesem Band. Es führt den Leser zunächst an einen Ort, der in der Gedächtnislandschaft des römischen Imperiums kaum eine Rolle spielt, obwohl er von einem der großen Wendepunkte der antiken Geschichte kündet: Nikopolis, die „Siegessstadt“, am Golf von Ambrakia in Nordwestgriechenland. Hier schlug die Flotte des jungen Caesar, des nachmaligen Augustus, am 2. September 31 v. Chr. die Seestreitkräfte seiner Gegner Antonius und Kleopatra. Und hier ließ der nunmehrige Alleinherrscher nach gewonnener Schlacht ein Siegesmal errichten, das er den Göttern Mars und Neptun weihte.
Wie Antonius und der junge Caesar nach den Iden des März erst zusammenfanden, dann die römische Welt unter sich aufteilten und schließlich in einem der blutigsten Bürgerkriege der römischen Geschichte übereinander herfielen, schildert Strauss in 17 prägnanten Kapiteln. Die Reise führt von Rom (wo rund einen Monat nach Caesars Ermordung sein Großneffe und Adoptivsohn eintraf und wo sich seine Wege mit denen seiner späteren Gegner Antonius und Kleopatra kreuzten) über Brundisium (wo sich die Rivalen noch einmal zusammenrauften), Sizilien (das Agrippa für den jungen Caesar eroberte), den Nahen Osten (wo Antonius Krieg gegen Armenien und das Partherreich führte), Actium (wo sich sein Schicksal entschied) und Ägypten (wo er und Kleopatra sich das Leben nahmen) schließlich zurück nach Rom (wo dem jungen Caesar das gelang, woran sein Adoptivvater gescheitert war: die errungene Allmacht in Herrschaft zu verwandeln).
Die einzelnen Stationen arbeitet Strauss routiniert ab, ohne es an Spannung fehlen zu lassen. Zu Hochform läuft der Militärhistoriker immer dann auf, wenn es Schlachten zu schildern gilt. Den Hauptakzent legt er entsprechend auf den Showdown in Actium sowie das unmittelbare Vor- und Nachspiel. Bei Strauss haben nicht nur die großen Heerführer ihren Auftritt, sondern auch die einfachen Soldaten, Männer wie der Actium-Kämpfer Quintus Coelius, der als Standartenträger in der 11. Legion diente, wie wir dank seiner Grabinschrift wissen. Held des Dramas ist für ihn aber Antonius, der ewig unterschätzte Gegenspieler des Augustus. Ihm setzt er mit diesem schönen Buch ein stattliches Denkmal.
Rezension: Prof. Dr. Michael Sommer
Barry Strauss
Die Geburt des römischen Kaiserreichs
Antonius, Kleopatra, Octavian und die Schlacht bei Actium
wbg Theiss, Darmstadt 2023, 392 Seiten, € 34,–