Die Verfolgung von Anhängern der Reformation in der frühen Neuzeit wird oft assoziativ mit der päpstlichen Inquisition verbunden. Doch während sich in den Mittelmeerländern um 1500 die Inquisition neu formierte, fand sich in den nordwesteuropäischen Territorien mit Ausnahme der spanischen Niederlande keine unmittelbare institutionelle Verankerung. Wer aber stand dann hinter der Verfolgung der sogenannten Ketzer, und wie sah das Verhältnis der deutschen Instanzen zur päpstlichen Inquisition aus?
Mit dieser Frage befasst sich ein Sammelband, den Albrecht Burkardt von der Université de Lyon und Gerd Schwerhoff von der Technischen Universität Dresden herausgegeben haben. Ihr Ziel ist es, die beträchtlichen Erkenntnisfortschritte der Inquisitionsforschung auch für den deutschsprachigen Raum fruchtbar zu machen.
In einer konzisen Einleitung bieten die beiden Herausgeber eine „Standortbestimmung“. Es folgen 16 Beiträge zu unterschiedlichen Themen wie dem des Einflusses der Inquisition im Reich oder der Kontrolle von „Grenzgängern“, die ins Visier der Inquisition gerieten (wie Asver Bispinck aus Münster, den die Glaubenswächter in Bologna erwischten). Besonders interessant ist die mediale Präsenz der päpstlichen Inquisition etwa in den reformatorischen Flugschriften, die entscheidend auch deren späteres Bild prägten.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger