In der „Neuen Fischer Weltgeschichte“ ist nun ein Band erschienen, der sich mit der Geschichte von Australien, Ozeanien und Neuseeland befasst, einer Weltregion, die sich vor dem coronabedingten Ausfall von Fernreisen einer wachsenden Beliebtheit unter Touristen erfreute. Hermann Mückler, ausgewiesener Spezialist für den Südpazifik, beginnt mit den Vorstellungen, die sich die Europäer seit der Antike von einem „Südland“ machten, Vorstellungen, die zwischen Mythos und ersten Erkenntnissen der „Entdecker“ des 16. Jahrhunderts oszillierten. Erst durch James Cooks zweite Reise 1772 bis 1775 wurde dann etwa klar, dass Australien ein separater Kontinent ist.
Die ersten 150 Seiten des Buchs befassen sich erfreulicherweise mit der differenzierten Kultur der Indigenen, seien es Aborigines, Maori oder Südsee-Insulaner. Der Leser erfährt detailliert, wie man sich die Besiedlung der Räume und die Migrationsrouten vorzustellen hat, welche sozialen und politischen Verhältnisse jeweils vorherrschten, wie der traditionelle Handel vonstattenging und was es mit der „Traumzeit“ der Aborigines, mit Animismus und Totemismus bzw. der Götterwelt Polynesiens auf sich hat.
Erst dann widmet sich Mückler intensiv der europäischen Einflussnahme auf die drei Regionen nach deren „Entdeckung“, von den ersten Siedlungen und der christlichen Mission über die tiefgreifenden Veränderungen in Politik und Wirtschaft bis hin zur Dekolonisation. Ein wertvolles, gut geschriebenes Handbuch.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Hermann Mückler
Australien, Ozeanien, Neuseeland
Neue Fischer Weltgeschichte, Band 15.
Verlag S. Fischer, Frankfurt am Main 2020, 640 Seiten, € 78,–