Heinrich Schliemann ist durch seine archäologischen Erfolge berühmt geworden. Der passionierte Ausgräber gilt nicht nur als „Entdecker Trojas“, sondern machte mit spektakulären Funden wie dem „Schatz des Priamos“ oder der „Goldmaske des Agamemnon“ Furore. Beseelt von den antiken Dichtungen wie der „Odyssee“ und der „Ilias“, wurde er trotz mancher Irrtümer und manch kritikwürdigen Vorgehens zum Begründer der modernen Archäologie.
Leoni Hellmayr blickt in ihrer Biographie jedoch nicht nur auf das Forscherleben Schliemanns, sondern weiß auch lebhaft von der ereignisreichen Zeit zu erzählen, die dieser Lebensperiode vor-anging. Sie charakterisiert ihren Protagonisten als rastlosen Reisenden und führt dies auf familiäre Verunsicherungen zurück. Der mecklenburgische Pfarrerssohn verlor früh seine Mutter, lernte bittere Armut und Krankheit kennen. Seine Talente (vor allem seine stupende Sprachbegabung) und sein Wagemut ließen ihn als Kaufmann jedoch zu großem Vermögen kommen. Faszinierend liest sich Schliemanns große Offenheit gegenüber anderen Kulturen, ob Russland, Nordamerika, Griechenland oder Kleinasien. Nicht einfach ist es allerdings, zwischen realem Leben und der Selbststilisierung Schliemanns zu unterscheiden.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Leoni Hellmayr
Der Mann, der Troja erfand
Das abenteuerliche Leben des Heinrich Schliemann
Vom Kaufmannsjungen zur Archäologenlegende
Verlag wbg Paperback, Darmstadt 2021, 280 Seiten, € 20,–