Wer im Stuttgarter Westen die Breitscheidstraße entlanggeht, stößt auf einen „Stolperstein“ – eine im Boden verlegte kleine goldene Gedenktafel –, der den Namen Betty Rosenfeld trägt. Die 1907 geborene Jüdin wuchs hier gemeinsam mit ihren Schwestern Charlotte und Ilse in einem liberalen Elternhaus auf. Welche Geschichte sich hinter ihrem Namen verbirgt, war bislang weitgehend unbekannt.
Der Historiker Michael Uhl hat dem Leben der außergewöhnlichen und mutigen Frau nachgespürt, die sich nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten für die KPD engagierte und im kommunistischen Untergrund von Stuttgart Flugblätter gegen das NS-Regime verfasste. Als Jüdin und Sozialistin war ihre Existenz in vielerlei Hinsicht durch die Nationalsozialisten bedroht. Rosenfeld musste nach Palästina fliehen. Aufgrund ihrer Überzeugung kehrte sie 1937 nach Europa zurück, wo sie sich als Krankenschwester im spanischen Bürgerkrieg engagierte. Nach Francos Sieg floh sie nach Frankreich, wo man sie internierte und schließlich an die Deutschen auslieferte. 1942 wurde sie in Auschwitz ermordet.
Uhl hat eine bewegende Biographie geschrieben, die auf zahlreichen bislang unveröffentlichen Quellen basiert, darunter persönliche Dokumente und Briefe an Bettys Schwester Ilsa aus den Jahren 1938 bis 1942, in die man umfassende Einblicke erhält.
Rezension: Anna Joisten
Michael Uhl
Betty Rosenfeld
Zwischen Davidstern und roter Fahne
Biographie
Schmetterling Verlag, Stuttgart 2022, 672 Seiten, € 39,80