Seit einiger Zeit beherrscht ein Problem die internationale Museumswelt: Wie soll mit den zahlreichen Objekten aus den ehemaligen Kolonien verfahren werden, die sich in vor allem ethnologischen Sammlungen im Westen befinden? Soll man sie in die Länder ihrer Entstehung zurückgeben?
Bénédicte Savoy, Professorin für Kunstgeschichte an der TU Berlin und am Collège de France in Paris, hat sich als streitbare Verfechterin einer rigorosen Rückgabepolitik einen Namen gemacht. Für sie stammen alle fraglichen Objekte aus einem „Unrechtskontext kolonialer Okkupation“. In ihrem Buch zeigt sie nun, dass die brisante Frage der Restitution von Kulturgütern keineswegs neu ist, und konkretisiert sie für Afrika. Schon bald nach 1960, als viele ehemalige Kolonien in Afrika ihre Unabhängigkeit erlangten, bemühten sich afrikanische Politiker, Intellektuelle und Museumsleute um eine Rückgabe von Kulturgütern, doch sie wurden enttäuscht: Ihre Vorstöße verliefen im Sand. Savoy rekonstruiert, woran die Restitution in den 1970er und 1980er Jahren scheiterte. Die damaligen Argumentationen vonseiten des Westens ähnelten dabei stark denen der heutigen Debatte.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Bénédicte Savoy
Afrikas Kampf um seine Kunst
Geschichte einer postkolonialen Niederlage
Verlag C. H. Beck, München 2021, 256 Seiten, € 24,–
