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Roms politische Kultur

Karl-Joachim Hölkeskamp

Roms politische Kultur

dam0724bue03.jpgEs müssen eindrucksvolle Bilder gewesen sein, wenn die Bürgerschaft Roms unter Vorsitz der zuständigen Amtsträger zur Wahl oder Abstimmung schritt; wenn religiöse Prozessionen durch die Stadt zogen; wenn Feldherren vom Kapitol auszogen und im vom Senat gewährten Triumph geschminkt, geschmückt und mit Beute und Gefangenen auf demselben Weg zurückkehrten; oder wenn ein altgedienter Senator verstorben war und der traditionelle Leichenzug bedeutungsschwangere Orte Roms passierte, die auf die Leistung des Verblichenen wie seiner gesamten Familie verwiesen.

Karl-Joachim Hölkeskamp schildert dies und mehr mit Liebe zum Detail und scharfem Blick. Er legt nichts weniger als ein opus magnum zur politischen Kultur der römischen Republik vor. Die zentrale Pointe: Der Titel seines Werks ist keineswegs abschätzig gemeint. Ganz im Gegenteil gelingt ihm der Nachweis, dass die moderne Unterscheidung von sachlich-rationalen Inhalten und schöner, ja pompöser Inszenierung der Politik sich für die historische Analyse nicht eignet. Die stadtstaatlichen Bedingungen Roms sorgten für ein immenses Maß an Öffentlichkeit, so dass kaum Raum für Privatheit blieb – „privatus“, wie Hölkeskamp eigens betont, bedeutete keineswegs Zurückgezogenheit ins Persönliche, sondern lediglich: ohne öffentliches Amt. Vielmehr begegneten die Bürger sich in wechselnden aufeinander bezogenen Rollen. Die rituelle Ordnung dieses Alltags bildete und bestätigte die soziale und politische Ordnung immer wieder aufs Neue. Indem die verschiedenen Rituale auch stets aufeinander Bezug nahmen, konstituierten sie diese Ordnung für jeden wahrnehmbar und wiesen ihm seinen Platz darin zu. Das Publikum war nie nur Zuschauer, sondern gab der Veranstaltung durch seine Anwesenheit erst Sinn. Mehr noch: Die Bürger nahmen aktiv an den Ritualen teil. Zu denken ist etwa an die Soldaten, die im Triumph mitzogen und eben keine Berufssoldaten waren, sondern Bürger wie jene, die ihren Zug bestaunten.

So festigten die Rituale aber auch die Herrschaft der Elite. Dabei spielte sich deren Herrschaft stets im Spannungsfeld zwischen dem selbstlosen Dienst für die Republik und der persönlichen Profilierung ab. Das zeigte sich etwa an Skulpturen, die den Dargestellten stets als vom Einsatz für das Gemeinwesen gealtert und gezeichnet inszenierten. Ebenso zeigte es sich auch
in despektierlichen Beinamen wie Dentatus oder Nasica, die auf körperliche oder andere Defizite anspielten, hier auf das Gebiss und die Nase des Bezeichneten. Erst recht zeigte es sich im Triumph: Dessen pompöse Inszenierungen boten von Anbeginn an das Potential, die Selbstdarstellung ausufern und die Konkurrenz der edlen Herren entgleisen zu lassen – was genau so in der späten Republik passierte.

Hölkeskamps Studie fordert vom Leser fundierte Kenntnisse der Geschichte der römischen Republik. Wer diese mitbringt, wird das Buch mit Gewinn lesen. Künftige Arbeiten zu den politisch-sozialen Besonderheiten der Republik kommen an diesem Standardwerk nicht vorbei.

Rezension: Dr. Philipp Deeg

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Karl-Joachim Hölkeskamp
Theater der Macht
Die Inszenierung der Politik in der römischen Republik
Verlag C. H. Beck, München 2023, 710 Seiten, € 48,–

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Flu|or|was|ser|stoff  〈m. 1; Chem.〉 farbloses, stechend riechendes Gas, als wässerige Lösung Flusssäure od. Fluorwasserstoffsäure genannt

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