Rommel war und ist der populärste deutsche General des Zweiten Weltkriegs. Es gibt unzählige Bücher über ihn, seine Geschichte ist immer wie?der erzählt worden. Warum also nun ein weiteres Buch über Erwin Rommel?
Der Verfasser Ralf Georg Reuth vermerkt, daß das vorliegende Werk keine neue Biographie sei, sondern vielmehr die wichtigsten und zugleich umstrittensten Fragen zum Thema Rommel in den fünf Kapiteln „Hitlers General“, „Der Heerführer“, „Die Propaganda?schöpfung“, „Das Opfer“ und „Die Legende“ bündele. Reuth, einem ausgewiesenen Kenner der Materie, gelingt es überzeugend, Rommels enge Beziehung zu Hitler, die wesentlich auf seine Frontkämpfernatur zurückzuführen war, seine militärischen Fähigkeiten und Schwächen, die ikonenhafte Überzeichnung des „Wüstenfuches“ in der Propaganda, seine Rolle beim 20. Juli und die spätere Verklärung zum Widerstandskämpfer konzise darzustellen.
Der Verfasser betont noch einmal, daß Rommel zwar an eine politische Beendigung des Krieges zumindest im Westen dachte, vom Attentat auf Hitler aber weder wußte noch dieses je befürwortet hatte. Erst die Verquickung einer ganzen Reihe von Umständen, in denen eine belastende Aussage seines ehemaligen Stabschefs Hans Speidel eine zentrale Rolle einnahm, brachten Hitler dann dazu, Rommel in den Selbstmord zu treiben. An einer abwägenden Beurteilung Rommels, der weder den Nationalsozialismus noch den Widerstand in seinem Wesenskern verstanden hatte, zeigte in der Nachkriegszeit indes niemand ein Interesse.
Hier ist ein Buch vorgelegt worden, daß sich weniger an den Fachmann als an ein breites Publikum wendet. Aufgrund der guten Lesbarkeit und des ausgewogenen Urteils kann das Werk uneingeschränkt empfohlen werden.
Rezension: Neitzel, Sönke