Das Elisabethanische Zeitalter wird oft als eine goldene Ära bezeichnet, auch für das englische Theater, das William Shakespeare so nachhaltig prägte. Doch Ian Mortimer lässt gleich zu Beginn seines „Reiseführers“ in „Shakespeares Welt“ keinen Zweifel daran, dass das England, in dem Königin Elisabeth I. von 1558 bis 1603 regierte, eine Epoche der Krisen, tiefgreifender Verunsicherungen und Existenzängste war. So wenig man konkret über Shakespeare, den großen Dramatiker, weiß, so viel lässt sich darüber sagen, wie das Leben der Menschen damals aussah und was sie bewegte.
Nachdem Mortimer den Leser mit den sozialen Verhältnissen und der komplizierten religiösen Gemengelage vertraut gemacht hat, kann man mit ihm eine oft vergnügliche Reise in die ferne Zeit antreten. Wir erfahren, wie wir uns standesgemäß von Kopf bis Fuß kleiden sollten, aber auch, dass wir die strengen Luxusordnungen nicht unbedingt einhalten müssen, da dies die Zeitgenossen ebenfalls nicht taten – oder auch, wie man im Königreich zu Land und auf Flüssen reist, mit welchem Komfort man bei der Übernachtung rechnen kann (allgemein werden die sauberen Gasthäuser gelobt) und welches Essen sich die Reichen, was die Armen leisten können. Ob Krankheit, Kriminalität oder Zeitvertreib – Mortimer entwirft ein farbenprächtiges, detailreiches Bild einer faszinierenden Epoche.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger
Ian Mortimer
Shakespeares Welt
So lebten, liebten und litten die Menschen im 16. Jahrhundert
Piper Verlag, München 2020, 495 Seiten, € 25,–