Pontius Pilatus ist aus dem Matthäus-Evangelium als der römische Richter bekannt, der, als er dem Kreuzestod Christi zustimmte, „seine Hände in Unschuld“ wusch. Wer aber war der historische Pontius Pilatus? Und wie ist in diesem Licht die Darstellung in den Evangelien einzuschätzen? Diesen Fragen hat sich Ralf-Peter Märtin in seiner neuen Biographie gewidmet.
Die historische Quellenlage ist dürftig. Klar ist, dass Pontius Pilatus zwischen 26 bis 36 n. Chr. Präfekt (Stellvertreter) des römischen Kaisers Tiberius in Judäa war und dem Ritterstand angehörte. Märtin stellt seinen Protagonisten hinein in die sozialen und politischen Verhältnisse erst Roms, dann Judäas und schildert dessen Tätigkeit als Präfekt bis zur Abberufung durch Vitellius, den römischen Oberbefehlshaber im Osten. Dass Pilatus verbannt worden wäre oder Selbstmord begangen hätte, verweist der Autor ins Reich der Legende.
Im zweiten, eher romanhaften Teil des Buches versucht sich Märtin an der „Charakterdisposition“ des Pilatus am Tag der Passion Christi, eingebettet in das in der Bibel Geschilderte. Eine historische Exkursion auf den Spuren des Präfekten beendet den lebhaft geschriebenen Band.
Rezension: Dr. Heike Talkenberger