Was ist ein politischer Mord? Für Michael Sommer, der in Freiburg Alte Geschichte lehrt und nun einen Sammelband zu diesem Thema vorlegt, sind mehrere Faktoren ausschlagge?bend: Neben der persönlichen Motivation des Attentäters sind es vor allem die politischen Wirkungen im Rahmen der jeweiligen gesellschaftlichen Kontexte, die letztlich über den Stellenwert eines Mordes entscheiden.
Von 800 v. Chr. bis ins 21. Jahr?hundert, vom antiken Israel bis ins krisengeschüttelte Serbien unserer Tage reicht die Spanne der 28 Fallbeispiele, in denen uns viele bekannte (etwa Caesar, Becket, Wallenstein, Gandhi) und manch weniger bekannte Opfer mörderischer Anschläge (Odaenathus von Palmyra, Mazdak, Knut Laward) begegnen. Aus allen Beiträgen, so unterschiedlicher Qualität sie auch sind, tritt ein Grundmuster hervor: der Wille, politische Konflikte durch eine individuelle Gewalttat lösen zu wollen, wobei die ungewollten Wirkungen der Tat oft verblüffen. Und kann einen bei den fernen Attentaten auf Staatsmänner, die als übermächtig oder als Hindernis auf dem Weg zur Macht empfunden wurden, noch ein gemütliches Gruseln ankommen wie bei einem guten Krimi, so verliert sich dies schlagartig, wenn uns die neuesten Beispiele auf den Leib rücken.
Rezension: Talkenberger, Heike