Von fremden Kontinenten eingeführte und dann hierzulande kultivierte Gewächse ermöglichen uns heute einen abwechslungsreichen Speiseplan und die exotische Bepflanzung unserer Gärten. In ihrem Buch”Pflanzenjäger” zeichnen die beiden Autorinnen Kej Hielscher und Renate Hücking botanische Erkundungen fremder Orte, Länder oder Kontinente vom 17. bis zum 20. Jahrhundert in acht Porträts nach. Den Anfang macht der Deutsche Paul Hermann (1646-1695), ein Professor der Medizin und Botanik, der als “Botanik-Fürst” in Leiden einen weltberühmten botanischen Garten besaß. Die meisten exotischen Pflanzen sammelte er am Kap von Afrika und auf Ceylon. Deutlich werden die großen Schwierigkeiten beim sachgerechten Transport der Pflanzen. Nach seinem frühen Tod mit 49 Jahren hinterließ Paul Hermann einen riesigen Nachlaß, der Botaniker noch jahrzehntelang beschäftigte. Es folgen der Universalgelehrte Alexander von Humboldt sowie der Schriftsteller Adalbert von Chamisso. Besonders bemerkenswert sind die Forschungsreisen des Philipp Franz von Siebold (1796-1866), da er es bei seinen botanischen Erkundungen nicht nur mit der unbekannten Pflanzenwelt Japans, sondern noch viel mehr mit dem Mißtrauen der Bewohner gegenüber den Europäern aufnehmen muß. Das Kapitel beschäftigt sich daher auch ausführlich mit den historischen, kulturellen und soziologischen Hintergründen seiner Unternehmungen. Anschließend werden die Leistungen von Amalie Dietrich, Georg Schweinfurth und Wilhelm Micholitz vorgestellt. Mit Curt Backeberg (1894-1966) schließt der Band ab. Der deutsche Kaufmann machte sich auf ins tropische Südamerika sowie nach Mexiko, um Kakteen für den Handel zu importieren. Doch er wurde “rettungslos mit dem Kakteenvirus infiziert” und avancierte zum Sukkulentenforscher und angesehenen Spezialisten. Das Buch ist relativ großzügig illustriert, die Sprache zeugt von der Freude der Autorinnen an der Entdeckungsgeschichte. Es findet sich eine ausführliche Literaturliste mit Anregungen zum Weiterlesen. Neben einem guten Namensregister vermißt man einzig ein Sachregister.
Rezension: Mathys, Markus